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Rezension: Die Suffragetten -Sie wollten wählen und wurden ausgelacht- Antonia Meiners (Hrsg.) Elisabeth Sandmann

Rechtzeitig zum Start des Films "Suffragette", der im Februar in das Deutsche Kino kommt,  wurde seitens Antonia Meiners im Elisabeth Sandmann Verlag das Buch "Die Suffragetten" herausgegeben. Im Film mimt die legendäre Meryl Streep die berühmte Suffragette Emmeline Pankhurst, eine der Gründerinnen der britischen Frauenbewegung, deren Kampf für das Frauenwahlrecht die Leser staunen lässt. 

Ihr Buch untergliedert Meiners in drei Abschnitte. Dort stellt sie 26 Kurzporträts  von namhaften Frauenrechtlerinnen vor. 

Frauen der ersten Stunde 
Die Sozialistinnen 
Die Radikalen 

Mit Olympe de Gouges (1748- 1793) und Mary Wollstonecraft (1759- 1797) beginnt der Reigen und dokumentiert, das die Französische Revolution den Frauen  leider nicht zu ihren Rechten verholfen hatte. Diese mussten sie sich in den Jahrhunderten danach unter harten Bedingungen erst selbst erkämpfen. 

Im ausführlichen Vorwort listet die Herausgeberin jene Forderungen der Frauenbewegung auf, die alle Strömungen vereinten. Diese Forderungen skizziert sie  lobenswert einprägsam. Es handelt sich dabei um:

Recht der Frau auf Erwerbstätigkeit 
Verbesserung der Mädchenbildung 
Gleichstellung von Frauen und Männern vor dem Gesetz 
Bekämpfung bürgerlicher Doppelmoral 
Politisches Mitspracherecht 

In den drei Abschnitten sind die wesentlichen Gedanken der jeweiligen Protagonisten  den dann folgenden Kurzbiographien vorgeschaltet, damit man   schon in etwa weiß, worum es in der Folge geht. 

Neben Gemäldeablichtungen und alten Fotos der Frauenrechtlerinnen erhält man Einblicke in Originaltexte und Schriften der klugen Damen und es werden zudem immer auch Zitate hervorgehoben, die die Leser und Leserinnen beim ersten Durchblättern des Buches neugierig auf die Texte machen. 

Beispiele:

 "Wenn man den weiblichen Verstand schärft, indem man ihn bildet, ist Schluss mit dem blinden Gehorsam" Mary Wollstonecraft – (1759- 1797) 

"Wenn das Endziel der Frauenbewegung einmal erreicht ist, so wird es kein führendes Geschlecht mehr geben, sondern nur noch führende Persönlichkeiten" (Helene Lange, 1848-1930) 

Bücher mit  Lebensbeschreibungen  über Suffragetten gibt es nicht wenige. Was für den Kauf dieses Buches spricht, sind nicht nur die gut recherchierten  Kurzbiografien, sondern auch die eingestreuten Textauszüge der blitzgescheiten Frauen von einst. 

Das passive und aktive Wahlrecht war eines der grundsätzlichen Anliegen der Frauenbewegung. In der Auflistung der Daten zur Einführung des Frauenwahlrechts zum Schluss, darf man mit Verwunderung registrieren, dass Liechtenstein erst 1984 den Frauen das Wahlrecht zubilligte und auch die Schweiz sich lange Zeit ließ. Dort durften die Frauen erstmals 1971 zur Wahl gehen, in Finnland bereits 1906. 

Gefallen hat mir nachstehendes Zitat, das von Rosa Mayreder stammt: 

"Man wird erst wissen, was die Frauen sind, wenn ihnen nicht mehr vorgeschrieben wird, was sie sein sollen."

Sehr empfehlenswert 

Helga König

Überall im Handel erhältlich
Onlinebestellung: Elisabeth Sandmann oder Amazon

Rezension: Marixwissen- 100 Menschen die inspirieren und ohne die unsere Welt nicht unsere wäre.

Wie die sozialen Netzwerke und hier im Speziellen Twitter dokumentieren, besteht ein reges Interesse an Inspirationen durch Gedanken namhafter Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Jahrhunderten. Täglich werden Tausende von Zitaten getwittert, die gewiss den ein oder anderen zum Nachdenken anregen oder sogar zu Verhaltensänderungen führen. 

Wer sich über das Leben solcher Persönlichkeiten kundig machen möchte, wird in diesem Buch durch  sehr gut recherchierte Kurzbiographien  darüber aufgeklärt, welche Lebenskrisen viele dieser Menschen durchleben mussten, um so weise zu werden, wie es ihre Sentenzen oft dokumentieren. 

Die spannend zu lesenden Lebensbeschreibungen sind in die Rubriken 
Antike und Mittelalter 
Renaissance und Aufklärung 
Das 19. und frühe 20. Jahrhundert 
Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts 
untergliedert. 

Alle Kurzbiographien umfassen jeweils etwa drei Seiten. Dabei ist man erstaunt,  wie sehr doch trotz der knapp bemessenen Seitenanzahl in die Tiefe gegangen wird. Das gilt für das Leben Johann Wolfgang von Goethes gleichermaßen wie für das Leben und Wirken Hegels, Bertha von Suttners, Rabindranath Tagores und für all die anderen, die für dieses Werk ausgewählt wurden. 

Ein sehr gutes Buch, das ich gerne weiterempfehle. 

Helga König

Überall im Fachhandel erhältlich

Onlinebestellung: Marix-Verlag oder Amazon

Rezension: #Unbeugsame_Lehrerinnen- Frauen mit Weitblick- Luise_Berg_Ehlers- Eilsabeth_Sandmann

Die Autorin dieses spannenden Buches ist Dr. Luise Berg-Ehlers. Nach ihrer Promotion über Theodor Fontane war sie 40 Jahre im Schuldienst und in der Lehrerausbildung tätig. Dabei leitete sie 25 Jahre hindurch ein Gymnasium in Bochum. 

Ihr Werk "Unbeugsame Lehrerinnen" hat sie in fünf Kapitel untergliedert. Diesen ist eine aufschlussreiche Einleitung vorangestellt. Hier lässt sie die Leser gleich zu Beginn wissen, dass in den letzten 200 Jahren Lehrerinnen bzw. Frauen, die es werden wollten "im Kampf gegen Spott, Unterdrückung, Diffamierung, gegen Schwierigkeiten aller Art größte Entschiedenheit, Durchsetzungskraft und Stärke bewiesen." Ein ursächliches Motiv dafür,  scheint eine Aussage in einem Brief des Apostel Paulus zu sein. Er schrieb: "Dass eine Frau lehrt, erlaube ich nicht (…) sie soll sich still verhalten." ( 1. Tim 2,12). 

Es waren Humanisten wie Erasmus von Rotterdam und Thomas More, die auf die Notwendigkeit hinwiesen, dass Töchter genau wie Söhne eine umfassende Bildung und Erziehung bekommen sollten. Doch leider war die gängige Vorstellung eine andere. Man unterstellte, dass Mädchen aufgrund ihrer psychischen und physischen Disposition unfähig seien, den intellektuellen Anforderungen des Unterrichts zu entsprechen, aber auch nicht in der Lage seien ähnlich wie Männer ausgebildete Lehrer zu sein. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein mussten Frauen für Bildung, Gleichberechtigung und Unabhängigkeit kämpfen. Ohne jene Kämpferinnen würde es die weibliche Emanzipation vermutlich heute noch nicht geben. Deshalb auch hat die Autorin den entscheidenden Beitrag, den Lehrerinnen im Hinblick auf die Emanzipation der Frau geleistet haben, besonders gewürdigt. 

Unbeugsam waren Lehrerinnen in vergangenen Zeiten deshalb schon, weil sie mehr Bildung, mehr Selbstständigkeit, mehr Unabhängigkeit und vor allem mehr Rechte anstrebten. All die Frauen, die im Buch genannt und deren Wirken beschrieben ist, an dieser Stelle zu erwähnen, ist unmöglich, deshalb werde ich mich auf einige beschränken, die in meinen Augen besonders hervorgehoben werden sollten. 

Eine wesentliche Voraussetzung für jene Erzieherinnen, die man als "Gouvernanten" bezeichnete und die noch keine pädagogische Ausbildung vorweisen konnten, war die Erfahrung einer sozialen Katastrophe. Es waren nicht selten junge französische Aristokratinnen, die nach 1789 nach England flohen, um der Guillotine zu entgehen und deshalb in den Dienst ihrer Standesgenossen eintraten. Die Tätigkeit der Gouvernante soll sehr anstrengend und die soziale Stellung ungenau definiert gewesen sein. Man lernt einige diese Erzieherinnen kennen und kann sich ein Bild davon machen, wie Arbeit und Leben dieser Damen aussah. 

Auch von der späteren Friedensnobelpreisträgerin Berta von Suttner (1843-1914) und ihrer Gouvernantentätigkeit liest man. Das Engagement von Frauen wie Mary Wollstonecraft (1759- 1797) und Olympe de Gouges (1748- 1793) bleibt ebenfalls nicht ausgespart und es kommen viele andere Frauen, die man mit dem Begriff Frauenrechtlerinnen in Verbindung bringt, zur Sprache. Man staunt, dass es sich stets, um mutige Lehrerinnen handelte. 

Betty Gleim (1781- 1827) war eine der ersten, die sich publizistisch zu Fragen von Erziehung und Unterricht äußerten. Ihr Ziel war es, Mädchen in Bremen "gebildet, engagiert, selbstständig und auch sportlich" zu erziehen. Hedwig Dohm bleibt nicht unerwähnt und man kann einen Einblick in einen ihrer polemischen Texte nehmen, wird zudem mit Helene Lange vertraut gemacht, die im Jahre 1872 ihr Lehrerexamen ablegte und später als Lehrerin in Berlin an Höheren Töchterschulen unterrichtete. Auch hier hat man Gelegenheit aus einer ihrer Schriften einen Auszug zu lesen, um so auf Tuchfühlung zu ihrem Denken zu gelangen. 

Besonders spannend finde ich das 4. Kapitel mit dem Titel "Das Jahrhundert der Lehrerinnen". Hier werden auch Frauen wie Franziska Gräfin zu Reventlow, Simone de Beauvoir, Anna Freud, Selma Lagerlöf und Joanne K. Rowling und andere vorgestellt, die ihren Lehrerberuf stets nur kurz ausübten, um anschließend als Schriftstellerinnen von sich Reden zu machen. Mit dem Kapitel über Lehrerinnen in Literatur und Film  dann findet das Werk seinen gelungenen Abschluss. 

Ein gutes Buch, das sehr nachdenklich stimmt, weil es erneut zeigt, wie viele Steine Frauen über Jahrhunderte in den Weg gelegt wurden, wenn sie Sinnstiftendes in der Gesellschaft vorantreiben wollten 

Sehr empfehlenswert 

Helga König

Überall im Fachbuchhandel erhältlich.
Onlinebestellung: Elisabeth Sandmann Verlag oder Amazon

Frauen in Rheinhessen 1816 bis heute- Susanne Kern, Petra Plättner (Hrsg.)

Den Begriff Rheinhessen assoziierte ich bislang in erster Linie mit guten Weingütern, einer malerischen Landschaft und mit einigen sehr bemerkenswerten, historisch gewachsenen Orten, wie Worms, Oppenheim, Nierstein oder Ingelheim.

Über namhafte weibliche Persönlichkeiten vergangener Tage, die in dieser Region lebten, wusste ich bislang nur wenig, sieht man mal von der Schriftstellerin Anna Seghers (1900-1983) und von der Räuberbraut Juliana Bläsius (1781-1851) ab. 

Zur Geschichte Rheinhessens zählen nicht nur große Autorinnen, sondern auch Frauen, die auf anderen Gebieten Bedeutendes geleistet haben. Über solche Persönlichkeiten kann man sich im Buch im Rahmen von Kurzbiographien kundig machen. Der Zeitraum ist allerdings begrenzt von 1816 bis heute. 

Die Kurzbiographien wurden von unterschiedlichen zumeist promovierten Autoren verfasst, über die man im Autorenverzeichnis zu Ende des Buches Näheres in Erfahrung bringen kann. Ein Bild der jeweiligen Protagonistin wurde auch nicht vergessen und zudem ist jeder Lebensbeschreibung ein Literatur- und Quellenverzeichnis beigegeben. 

Wohltäterinnen, Schriftstellerinnen, Künstlerinnen, eine Kinderärztin, eine Widerstandskämpferin und weitere Frauen, mit anderen Berufungen sind hier versammelt, um Zeugnis abzulegen, dass die Geschichte Rheinhessens nicht nur von Männern gemacht worden ist. 

Schockiert war ich im Rahmen der Kurzbiografie über Anna Seghers, ein Foto des Konzentrationslagers in Osthofen zu sehen und zwar bereits aus dem Jahre 1933. Wer Anna Seghers "Das siebte Kreuz" gelesen hat, weiß um diesen Schandfleck Osthofens, weil er im Roman eine essentielle Rolle spielt. Bei vielen ist dieser Gräuelort leider in Vergessenheit geraten, was ich als schweren Fehler erachte. Vergessen eröffnet die Möglichkeit erneut in gleicher Weise zu agieren. Das muss man bedenken. Ein Vergessen im Hinblick auf die NS- Mörderbande und ihre Verbrechen darf es niemals geben.

Die Lebensgeschichten von Menschen nachzuspüren, um ihre Entscheidungen zu verstehen und vielleicht ein wenig daraus zu lernen, macht es immer wieder spannend solche Biographien zu lesen, speziell wenn sie so gut und nachdenklich verfasst worden sind, wie in diesem Werk.

Mut  und ein gutes Herz hatten nicht wenige der thematisierten Frauen. Das macht die Protagonistinnen so überaus sympatisch.

Empfehlenswert

Helga König