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Rezension: Reinhold Würth- Der Patriarch in seiner Verantwortung- Claus Detjen- Frankfurter Allgemeine Buch

Der Journalist Claus Detjen hat Gespräche mit dem Unternehmer und Mäzen Reinhold Würth geführt, die er in diesem Buch im Rahmen von neun Kapiteln der Allgemeinheit zugänglich macht. Reinhold Würth wurde am 20. April 2015 achtzig Jahre alt. In den Gesprächen mit dem Autor verleiht dieser Einblicke in die Ideen und Positionen, die über die Rolle des Unternehmers hinaus, den Bürger, den Mäzen und den Familienvater aus dem Verständnis von Verantwortung leiten. 

Zunächst aber hat man Gelegenheit sich in einen kleinen Essay von Hans Magnus Enzensberger zu vertiefen, der den Titel "Von außen gesehen. R. W. zum Achtzigsten" trägt. Dort liest man bereits sehr Sympathisches über Würth: "Er schätzt seine Unabhängigkeit. Nie wollte er an die Börse gehen. Den Usancen der Finanzindustrie misstraut er ebenso wie Managern, die ihr Unternehmen so leicht wechseln wie ihr Hemd. Von Anfang an hat er langfristig gedacht…"

Claus Detjen schreibt dann in der Folge, dass Reinhold Würth in dem Konzern, den er geschaffen hat, lebt und für Annäherungen an ihn die Distanzen nicht gering seien. Der Unternehmer und Mäzen verfüge über eine liberale Grundhaltung. Er sieht im Mangel an politischem Mut einen Verfall des Liberalismus in Deutschland. 

Die Gespräche, die Detjen mit Reinhold Würth führte, sind in diesem Buch zusammengefasst. Der Unternehmer spricht auch über seine Misserfolge, Rückschläge, Enttäuschungen und Grenzerfahrungen und verbindet autobiografische Erinnerungen mit Sachberichten sowie erzählerischen Passagen. 

Würth zählt zu den Persönlichkeiten, die Ansehen, Einfluss und Erfolg selbst herbeigeführt haben. Dabei liegt sein Haupterfolg darin, dass er das Verkaufen als den schönsten Beruf der Welt begreift. Er liebt den Umgang mit Menschen, seinen Produkten und das Reisen und schätzt Leistung als eine Selbstverständlichkeit für Sinnerfüllung. 

Wie man erfährt, hat kein anderes Unternehmen so viele fest angestellte Verkäufer wie die Würth-Gruppe: über 30. 000. Diese Gruppe ist eine komplexe Verkaufsmaschine, die aus über 400 einzelnen und verbundenen Firmen besteht. 

Würth unternehmerische Aktivitäten sind auf Gewinn ausgerichtet und insofern gehört seine Kunstsammlung mit ihren zentralen Beständen dem Konzern bzw. der Gruppe. Dabei möchte er Menschen in der Arbeitswelt inspirieren, ihren Lebenssinn über den Alltag hinaus zu orientieren.

Im Rahmen der neun Kapitel erfährt man u.a. wie der Patriarch für die Familie vorsorgt,  auch weshalb Würth sich für Politik interessiert. Er äußert sich hier  im Hinblick auf seine liberale Grundeinstellung, setzt sich diesbezüglich für die Förderung von Eliten ein, weil eine freie Gesellschaft diese benötigt, spricht über das Versagen der FDP und erläutert zudem, weshalb zu viel Staat die Eigenverantwortung der Bürger zerstört. 

Doch ich möchte nicht zu viel verraten von dem Menschen, der sehr neugierig zu sein scheint und daraus ein Erfolgskonzept entwickelt hat. Den  wichtigsten Satz, der Würths Resilienz dokumentiert, möchte ich hier wiedergeben: 

Rückschläge passieren, aber das darf einen nicht davon abhalten,  Ziele weiter zu verfolgen, sich neue Ziele vorzunehmen. Mein Ziel ist es immer geblieben, besser zu sein als der Durchschnitt."

Seine unglaubliche Energie bezieht Reinhold Würth übrigens aus dem Willen, die Aufgaben zu erfüllen, die er angenommen hat und denen er sich stellen will. Damit überzeugt er als Mann von großer innerer Stärke. 

Empfehlenswert. 

Helga König

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Rezension: Kollwitz- Yuri Winterberg- Sonya Winterberg- C. Bertelsmann

Am 22.4.2015 verstarb die Künstlerin Käthe Kollwitz. Zum Anlass ihres 70. Todestages ist bei C. Bertelsmann eine Biographie mit dem Titel "Kollwitz" erschienen. Es ist die Arbeit des Schriftstellers und preisgekrönten Drehbuchautors Yury Winterberg und seiner Frau Sonya, die als Journalistin tätig ist. Gemeinsam publizieren die beiden seit zwanzig Jahren zeitgeschichtliche Themen. 

Die Autoren recherchierten seit 2010 die Lebensgeschichte der berühmten Graphikerin und Bildhauerin und haben dabei zahlreiche unbekannte Details entdeckt, so etwa Korrespondenzen in Archiven im In- und Ausland. Die Biographie ist nach den einleitenden Worten in 13 Abschnitte untergliedert und enthält eine Vielzahl von Schwarz-Weiß-Fotos, die dem Leser die Künstlerin, ihr Umfeld, ihre Werke, ihre Handschrift, ja sogar die Innenfläche ihrer rechten Hand nahebringen. 

Käthe Kollwitz war eine Ostpreußin. Sie wurde in Königsberg geboren, dem Ort, wo Immanuel Kant einst an der Universität lehrte und die Studenten wissen ließ, was er unter Aufklärung verstand. 

In der Einleitung wird zuallererst auf Augen der Ostpreußin hingewiesen. Diese sollen Menschen in den Bann gezogen haben. Kollwitz wird als unkonventionell beschrieben und es scheint generell eine geradezu hypnotische Ausstrahlung von ihr ausgegangen zu sein. 

Die vorliegende Biographie möchte nicht mit den vielen kunsthistorischen Arbeiten über Käthe Kollwitz konkurrieren. Die Autoren setzen bewusst den Schwerpunkt auf die Vita der Künstlerin. Dabei wird das Kollwitz`sche Werk in erster Linie herangezogen, um Verbindungen zur Lebensgeschichte aufzuzeigen.

Grundlage der vorliegenden Arbeit sind umfangreiche Selbstzeugnisse der Künstlerin, ihre Tagebücher, Briefe, autobiographischen Schriften, aber auch Zeugnisse aus dem Alltagsleben von Käthe Kollwitz. Viele Dokumente werden im Buch erstmals ausgewertet. 

Wer sich mit dem Leben dieser beeindruckenden Frau näher befassen möchte, ist mit diesem Werk gut beraten. Die Biographie  verleiht beste Einblicke in einzelne Zeitfenster, die diese Frau sehr unkonventionell mit Leben ausfüllte und hier nicht nur als erste Frau in die Preußische Akademie der Künste berufen wurde, sondern auch als erste Frau den Orden "Pour le Mérite" erhielt. 

Der Künstler Ernst Barlach hat dem schwebenden Engel im Güstrower Dom- ein Mahnmal für die Toten im Ersten Weltkrieg-  unbewusst die Gesichtszüge von Käthe Kollwitz verliehen. 

Nach der Lektüre des Buches weiß man auch weshalb.

Empfehlenswert.

Helga König

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