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Rezension:Yoko Ono. Die Biografie - Nicola Bardola

Heute am 80. Geburtstag von Yoko Ono möchte ich die Biografie des Schweizer Autors Nicola Bardola über diese große Dame der Kunstszene rezensieren. Die Biografie, das möchte ich vorwegschicken, liest sich sehr spannend und ist außergewöhnlich faktenreich. Der Autor versucht bei allen Fakten aber auch die Seele dieser Frau zu erfassen und ich meine, das ist ihm gut gelungen. Hauptsächlich aber hat Bardola mit all den Vorurteilen aufgeräumt, die alte Beatles-Fans mit dem Namen Yoko Ono verbinden.

Seine Biographie hat er in drei große Abschnitte untergliedert, die ich hier im Vorfeld kurz nennen möchte:

Liebe, Fluxus und Grapefruit
Bottoms, John und die Beatles
Neubeginn, Tod und Kontinuität

Es liegt mir fern, die Biografie an dieser Stelle zusammenzufassen, wer einen schnellen Überblick haben möchte, kann sich diesen auf den letzten Seiten des Buches verschaffen. Gefallen hat mir, dass Bardola sein erstes Kapitel mit dem Satz beginnt "Es gibt kaum eine Künstlerin der Gegenwart, die so oft das Wort "Love" verwendet wie Yoko Ono". Man liest dann sogleich von ihren spektakulären Performances, die sie nicht selten mit einem Taschenlampenritual beginnt, um nach einem von ihr vorgegebenen Rhythmus, das Publikum zu der "I love you"-Botschaft zu motivieren. Dabei begreift man Onos Bemühen, immer wieder an die Liebe zu erinnern erst richtig, wenn man sich mit ihrer Herkunft aus großbürgerlichem Hause näher befasst hat. Sie kann ihre hochherrschaftlichen Vorfahren bis ins neunte Jahrhundert zurückverfolgen, wurde also von Lennon nicht in die Upper-Class emporgehoben, sondern war schon immer dort. Doch sie scheint in ihrer Kindheit in einer kalten, sterilen Atmosphäre aufgewachsen zu sein und deshalb auch hat sie schon bald erkannt, dass das, was man wirklich benötigt, die Liebe ist.

Man liest von Yoko Onos hervorragender Ausbildung, liest aber auch, dass sie in Tokoi in einem Bunker den Abwurf der Atombomben 1945 überlebt hat, bei dem in dieser Stadt allein 100 000 Menschen ihr Leben verloren haben. Sie erlebt als Ausgebombte auf dem Land erstmals Mobbing, erlebt auch, was es bedeutet, seine Habe zu verlieren und lernt schon früh, dass nichts auf der Welt Bestand hat. 1952 beginnt sie als erste Frau an der Gakushuin- Universität ein Philosophiestudium, das sie abbrechen muss, weil ihre Familie nach New York geht. Hier dann belegt sie am elitären Sarah-Lawrence Collage Philosophie und Komposition. Man erfährt in diesem Abschnitt viel über die damalige künstlerische Entwicklung, auch dass sie früh schon Grenzgänger liebte, die die Regeln der Tonkunst brachen. Man erfährt des Weitern, wen sie mochte und wen eher nicht, liest über ihren Eigensinn, auch darüber, dass sie sich recht bald für ihren eigenen Weg entschied, sich nicht von ihrer Familie unterstützen ließ, die Armut einer jungen Künstlerin zuließ, zwar vielleicht mit dem Bewusstsein einer alten Familie anzugehören, aber ohne deren materielle Unterstützung einen Weg zu gehen bereit war, der sie bei allen Untiefen aufgrund ihres Könnens und ihres Willens in den Olymp der Kunstszene emporhob. Ein langer, sehr steiniger Weg. Respekt.

Auf ihre unterschiedlichen Arbeiten, auch auf ihre Ehemänner und ihre Liebhaber werde ich im Rahmen eines Interviews mit dem Autor des Buches näher eingehen, dann auch Detailfragen zum Buch stellen, die einfach den Rahmen einer Rezension sprengen.

Liest man die Biographie, wird einem sehr schnell bewusst, dass die Zeit mit John Lennon nicht ihr Leben war, sondern ein Teil ihres Lebens. Yoko Ono lässt sich nicht nur als Witwe eines großen Musikers definieren. Sie hatte und hat ein schöpferisches Leben vor und nach seinem Tod geführt. Das macht das Buch deutlich. Klaus Vormann sagt: "Yoko hat John gerettet" (S.: 140) und weiß gewiss, was er sagt, denn er stand den Beatles bekanntermaßen sehr nahe.

Die Imagination, sprich die Vorstellung und das Wünschen sind die Leitmotive in Yoko Onos Werk; (vgl.: S. 221). Sie möchte durch all ihr Tun an die Liebe und den Frieden appellieren. Ihre Werke begreift sie dabei als eine Form von Wünschen. Die Musikerin und bildende Künstlerin, die so viel in ihrem Leben erlebt hat, möchte Friedenlichter im unseren Herzen entzünden, weil man auf diese Weise die Gewissheit hat, nicht allein zu sein.

Eine gelungene Biographie über eine Frau, deren philosophischer Ansatz zeigt, dass sie aus ihren Erfahrungen im 2. Weltkrieg kluge Schlüsse gezogen hat, zu denen manch anderer leider nicht in der Lage war.

Empfehlenswert.

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