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Rezension:Wirtschaft braucht Anstand. Der Unternehmer Wolfgang Grupp (Gebundene Ausgabe)

Dr. Erik Lindner hat seiner Biographie über den schwäbischen Unternehmer Wolfgang Grupp nicht grundlos den Titel "Wirtschaft braucht Anstand" gegeben. Dieser Unternehmer, den viele aus Talk-Shows kennen, argumentiert strikt gegen die Globalisierung im Sinne der kompletten Produktionsverlegung ins Ausland zu Lasten deutscher Arbeitsplätze, die in zahlreichen Branchen leider zum Standard geworden sind, (vgl.:S.12). Wolfgang Grupps Firma "Trigema" ist seit 35 Jahren schuldenfrei. Der Unternehmer finanziert zu 100% alles selbst. Es gibt weder Leasing, noch Lieferantenkredite und keine Abhängigkeit von Geldgebern, (vgl.S.16).

Grupp zieht in Talkshows gegen die Verantwortungslosigkeit, den Größenwahn und die Selbstbedienungsmentalität in Vorstandetagen zu Felde und dokumentiert durch seine Art zu wirtschaften, dass es auch anders geht.

Grupp, der größte Hersteller von Sport- und Freizeitbekleidung, hat ein Geschäftsmodell, das im Buch gut erläutert wird. Dr. Lindner nimmt Stellung zu den Punkten:

1)Kontinuierliche Produktion
2)Kundenorientierte Schnelligkeit und innerbetriebliche Flexibilität
3)Nicht auf Umsatz nach Menge oder Stückzahlen, sondern ausschließlich auf Rendite ausgerichtet.
4)Schlanke Verwaltung
5)Unabhängigkeit
6) Sofortzahlung bei Bestellungen und Investitionen
7)Höchste Anforderungen an die Qualität der Produkte
8)Überschaubare Betriebsgröße und Mitarbeiterbindung
9)Verzicht auf externe Dienstleistung
10)Sicherung der Arbeitsplätze

Der Autor berichtet von den Anfängen der Firma, von Wolfgang Grupps Großvater Josef Mayer, der die Textilfirma einst gründete, von der sprunghaften Entwicklung nach dem ersten Jahrzehnt der Firmengründung, die sich keineswegs nur in der Zahl von 800 Beschäftigten niederschlug. Auch über Grupps Vater, einem Juristen, dessen geschäftliche Erfolge nicht immer herausragend waren, ist die Rede und auch von den Konflikten die der betriebswirtschaftlich begabte Sohn mit seinem Vater hatte. Wolfgang Grupp, der in Köln sein Examen mit Auszeichnung absolvierte, schaffte es als junger Diplomkaufmann die Schulden, die Firma hatte, in kurzer Zeit abzutragen.

Viele gute, neue Ideen setzte Wolfgang Grupp schon als junger Diplomkaufmann um. Darüber schreibt Dr. Lindner sehr spannend. Der Trigema-Chef richtete nach dem durch ihn forcierten Generationenwechsel die Geschäftspolitik wie folgt aus:

1) Überschaubare Unternehmensgröße
2) Kein Prestigedenken, sondern Arbeitsplatzsicherung
3) markt- und verbraucherorientierte Produktion
4) kein Umsatz,- sondern Renditedenken
5) Teamarbeit, Menschenwürde und Freiheit am Arbeitsplatz.

Der Jesuitenschüler und gläubige Christ schaffte es, die Unternehmenshierarchie abzubauen und stattdessen die Teamarbeit zu intensivieren. Grupp agiert seit Jahrzehnten in einem Großraumbüro, wo er nahezu alle Verwaltungsleute in Rufweite hat.

Man liest von seiner Familie, auch davon, dass seine Frau ihm geschäftlich zu Seite steht und von seinen Kindern, die sich auf ihren Vater verlassen können, allerdings nicht verhätschelt werden, sondern leistungsbezogen ihr Leben gestalten sollen und es offenbar auch gerne tun.
Immer wieder wird die Streitbarkeit dieses Mannes thematisiert, der davon überzeugt ist, dass nicht selten dann, wenn die verantwortlichen Führungskräfte in einem Unternehmen, nicht die Inhaber eines Geschäftes sind, die Verhältnisse in den Firmen dazu tendierten, problematisch zu werden. Grupp geht es um Verantwortung, die er bei allen Führungskräften einfordert.

Es führt zu weit, die Entwicklung seiner Firma an dieser Stelle ausgiebig darzulegen. Ich empfehle Interessierten sich diesbezüglich im Buch kundig zu machen. Hier kann man viel lernen.

Mich begeistert das Denken und Handeln Wolfgang Grupps, der in den Augen vieler als altbackener Patriarch gilt. Ich hingegen sehe in ihm einen überaus erfolgreichen, verantwortungsbewussten Unternehmer, auf den sich Mitarbeiter und gleichermaßen seine Kunden, aber auch seine Familie verlassen können. Wolfgang Grupp ist ein Alphamann wie aus dem Bilderbuch, mit glasklarem Verstand und wirtschaftsethisch lobenswerten Gedanken, die er in die Tat umsetzt. Unser Land bräuchte weitaus mehr solcher Menschen in Führungspositionen, dann würde sich vieles zum Positiven wenden.
Ein wirklich lesenswertes Buch.

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