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Rezensionen: Mutige Menschen- Frauen und Männer mit Zivilcourage

"Denn nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein." (Kurt Tucholsky)


Dr. h.c. Joachim Gauck hat das Vorwort zu diesem Buch verfasst, von dem ich hoffe, dass es einen großen Leserkreis erhalten wird. Bevor ich das reich bebilderte Buch zu lesen begann, haben ich bei Wikipedia zu dem Begriff "Zivilcourage" Wissenswertes gelesen und dort einen Satz gefunden, den ich an dieser Stelle zitieren möchte: "In westlich orientierten Gesellschaften zeigt derjenige Zivilcourage, der die Wertorientierung der jeweiligen Gesellschaften, wie z. B. die "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte", offen und ohne Rücksicht auf eigene Nachteile vertritt."

Die meisten Menschen neigen dazu, sich wegzuducken, weil sie ängstlich sind oder ungern Nachteile in Kauf nehmen. Das leider führt dazu, dass seitens der jeweils Mächtigen in einem nicht wirklich demokratischen Lande die Menschenrechte mit Füßen getreten werden können.

Vordergründig mag es zwar nicht klug sein, gegen den Strom zu schwimmen, allerdings zeigt sich, dass der Adel des Geistes,- die ach so verhassten Gutmenschen - der Garant dafür ist, das die Menschheit noch lebt. Was unterscheidet diesen Adel des Geistes, zu dem ein Dietrich Bonhoeffer ebenso zählte, wie die Geschwister Scholl und auch eine Bärbel Bohley von den Leisertretern, Vorteilsdenkern und Ängstlichen? Diese Frage wird durch die eloquenten Textbeiträge in "Mutige Menschen" gut beantwortet.

Herausgeber dieses Buches, in dem mutige Persönlichkeiten aus dem letzten Jahrhundert pörträtiert werden, ist der Journalist und Autor Ulrich Kühne.

Bei den Persönlichkeiten handelt es sich um: Clara Zetkin, Robert Bosch, Käthe Kollwitz, Louise Schröder, Kurt Tucholsky, Julius Leber, Paul Grüninger, Peter Suhrkamp, Kurt Schuhmacher, Elisabeth Selbert, Elisabeth Schwarzhaupt, Marlene Dietrich, Hans von Donany, Dietrich Bonhoeffer, Robert Havemann, die Persönlichkeiten der Gemeinschaft für Frieden und Aufbau, Ludwig Metz, Walter Janka, Geschwister Scholl, Hermann Gmeiner, Rudolf Augstein, Ruth Pfau, Edeltraud Eckert, Jürgen Braunschweiger, Reinhard Furrer, Alice Schwarzer, Bärbel Bohley, Petra Kelly, Beat Richner, Barbara Nath-Wiser, Monika Hauser, die Persönlichkeiten der Lichterkette E.V. sowie Saithan u. Sinan.

Porträtiert werden diese Menschen von Personen wie Joachim Fest, Egon Bahr, Richard von Weizäcker, Klaus von Donanyi, Prof. Dr. Renate Wind u.a. mehr. Alle Textpaten lernt man am Ende des Buches aufgrund von Kurzviten ein wenig kennen.

Dass Robert Bosch (1861-1942) bereits 1906 in seinen Betrieben den Achtstundentag einführte und 1929 die erste betriebliche Altersversorung gründete, wusste ich ebenso wenig, wie die Tatsache, dass er an den Rüstungsaufträgen des ersten Weltkrieges nichts verdienen wollte und aus diesem Grunde mehrere Millionen für gemeinnützige Zwecke spendete, sich weiterhin nach dem 1. Weltkrieg für die Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland einsetzte und im hohen Alter den Widerstand gegen Hitler und dessen Schergen unterstützte als auch einige Verfolgte vor der Deportation retten konnte. Ein Unternehmer und Menschenfreund. Das also ist auch möglich.

Copyright: © akg-images / Wittenstein







Beeindruckt bin ich von dem Mut Julius Lebers, der von den Nazis ebenso ermordet wurde, wie von der Zivilcourage des von mir hochgeschätzten Theologen Dietrich Bonhoeffer und dem Mut der Geschwister Scholl und deren Freunde von der "Weißen Rose". In der Überschrift zum Porträt der Geschwister Scholl von Abt Odilo ist ein Satz aus dem Flugblatt der "Weißen Rose" abgedruckt. "Jeder ist verantwortlich für das, was er geschehen lässt". Alle Menschen mit Mut zur Zivilcourage fühlen sich Sätzen wie diesen verpflichtet.

Copyright:© akg-images / Niklaus Stauss







Mut zur Zivilcorage haben all die im Buch porträtierten Personen aufgebracht, auch der Gründer der SOS-Kinderdörfer Herrmann Gmeiner Für die Kinder dieser Welt: Hermann Gmeiner: Der Vater der SOS-Kinderdörfer - Die Biografie und natürlich auch Alice Schwarzer Emma - die ersten 30 Jahre, der wir Frauen so viel zu verdanken haben. Klaus von Dohnany nennt sie ein Vorbild in unserem ängstlich konformistischen Land. Diesem Urteil schließe ich mich an.

Mutige haben es nicht einfach, wenn sie gegen Unrecht vorgehen wollen, so die Quintessenz des Buches. Zumeist stellt sich ihnen die von den Machthabern instrumentalisierte Mehrheit in den Weg und bekämpft die Mutigen, die ihnen doch eigentlich helfen wollen, gnadenlos, stellt sie an den Pranger oder tötet sie.

Ist die Masse per se dumm oder nur abgründig manipuliert?

Die Frage stellt sich, wie können Menschen mit Zivilcourage die Masse für sich gewinnen, um dem Guten schneller den Weg zu bahnen? Eine Anwort auf diese Frage hat man bislang leider noch nicht gefunden, deshalb auch machen die Rattenfänger überall nach wie vor fette Beute. Grund genug, immer wieder an den Adel des Geistes zu erinnern.

Empfehlenswert.
Bilder zur Verfügung gestellt vom  ZS Verlag  Zabert Sandmann GmbH

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